Den von Mythen umwobene Bernstein, das versteinerte Baumharz, bezeichnet man wegen seiner schönen Farbe und seiner Verwendung als Bernsteinschmuck oft als “Gold des Nordens”.
Als Heilstein soll er Lebensfreude schenken, das Gemüt beruhigen und auch Ängste lindern.
Seine Heilwirkung soll sich positiv auf unsere Lebensgeister auswirken und damit auch die Kreativität steigern.
Die moderne Wissenschaft sagt, dass Bernstein aus Harz besteht, das etwa 40 Millionen Jahre alt ist. Er ist das Überbleibsel aus einem mächtigen Wald (dem “Bernsteinwald”), der einst im Gebiet des heutigen Skandinaviens wuchs.
Damals waren die Temperaturen auf der Erde viel wärmer als heute – die Durchschnittstemperatur an ihren Polen soll bis zu 20°C betragen haben. Deshalb hatte der alte skandinavische Wald Palmen, Zimtbäume und andere Pflanzen aus warmen Klimazonen – wie Nadelbäume.
Es ist das Harz dieser Bäume, das das kostbare Fossil geschaffen hat.
Selbstverständlich bearbeitet man Bernstein auf vielfältige Weise.
Das ist schon in der Steinzeit so gewesen, denn Bernstein besitzt nur eine geringe Härte und man kann ihn deshalb auch ohne den Einsatz von Maschinen verarbeiten.
Um das mal klarzustellen…
Große eingeschlossene Luftblasen führen zu einem schaumigen Bernstein. Durch mikroskopische Blasen entsteht knöcherner oder knöcherner Bernstein, der wie getrockneter Knochen aussieht. Stark bewölkten Bernstein nennt man “Bastard”.
Bernstein klärt man durch Erhitzen in Rapsöl.
Das Öl dringt in oberflächennahe Blasen ein und reduziert die Trübung, so dass selbst knöcherner oder bastardischer Bernstein transparenter wird.
Bernstein kann auch durch Erhitzen unter Druck mit Stickstoff und anschließendes Backen im Ofen geklärt werden. Die Klärung verdunkelt den Bernstein und erzeugt scheibenförmige Stressspuren, die als “Sonnenflecken” bezeichnet werden. Bernstein kann grün oder rötlich gefärbt sein.
Schneiden und Umformen
Für die Herstellung von Bernsteinschmuck oder Schnitzereien bearbeitet man das Fossil in der Regel von Hand mit einer Juweliersäge und feinverzahnten Feilen. Er wird mit einem 320er Schleifpapier nass geschliffen und mit einem 400er oder 600er Nass-Schleifpapier veredelt.
Um eine klare Sicht auf Einschlüsse zu erhalten, kann man das Ende eines Bernsteinstücks abtrennen. Bernstein mit Einschlüssen kann man zur Untersuchung der biologischen Probe oder zur Trennung von zwei Proben schneiden oder umformen.
Der Zuschnitt erfolgt mit einer Juwelier-Handsäge oder, bei größeren Teilen, mit einer Hochgeschwindigkeits-Kappsäge. Die Säge hat eine Diamantscheibe, gearbeitet wird bei Drehzahlen bis zu 4.200 U/min.
Die Formgebung erfolgt mit verschiedenen Schleifpapiersorten. Raue Kanten des Sägeblattes können mit 200- und 400-er Papier von Hand oder mit einer Bandschleifmaschine mit Wasserkühlung geglättet werden. So entfernt man Staub und vermeidet Überhitzung, Bruch oder Verglasung .
Image aufpolieren? Nicht nötig.
Bernstein, den man zu Schmuck verarbeitet will, poliert man mit Zinnoxid oder Ceroxid.
Dazu benutzt man z. B. ein Lederpoliergerät.
Periodisches Polieren mit einem Wachs auf Silikonbasis stellt den Glanz wieder her und vermindert die Verdampfung und Oberflächenoxidation.
Dominikanischen Bernstein poliert man mit einem Schleifer, der den natürlichen Konturen folgt. Die Oberflächenoxidation von Dominikanischem Bernstein vermindert die Fluoreszenz und die blaue, grüne oder violette Farbe.
Durch Entfernen der äußeren Schicht und Nachpolieren stellt man die Fluoreszenz wieder her.
Das Nachpolieren kann von Hand oder mit einer Polierscheibe aus Baumwolle unter Verwendung von Dentalpolierpaste, einem Schleifmittel für Kunststoffe oder anderen feinen, farbneutralen Polierpasten erfolgen.
Ein abschließendes manuelles Polieren entfernt die Polierpaste.
Der über 65 Millionen Jahre alte Kreidebernstein ist sehr spröde.
Nach einigen Jahren der Exposition kann er schnell zerfallen. Die Umhüllung von Kreidebernstein mit Kunstharz hilft jedoch, den Bernstein zu erhalten.
Bernsteinschmuck: Unter der Presse
Zur Herstellung von Edelsteinen erweicht man kleine, klare Bernsteinstücke und verschmilzt sie mit Dampf bei 200°C oder mehr.
Die Teile werden durch ein feines Stahlsieb oder -gewebe gepresst, gemischt und zu Blöcken gehärtet. Diesen gepressten Bernstein nennt man Ambroid oder Amberoid. Er kann Blasen enthalten, die sich unter der Hitze und dem Druck gebildet haben.
Manchmal werden moderne Insekteneinschlüsse in gepressten Bernstein eingelegt und das Ambroid kann eingefärbt werden, meist dunkelrot.
Einstampfen. Verflüssigen. Fertig.
Kleine Bernsteinstücke von schlechter Qualität (darunter etwa 90% des baltischen Bernsteins) destilliert man in riesigen, trockenen Eisenretorten.
Zu etwa 60% wird Bernstein-Kolophonium, ein hochwertiger Lack, gewonnen. Weitere 15-20% verarbeitet man zu Bernsteinöl. Das wird in Arzneimitteln, Gussteilen und Lacken höchster Qualität verwendet. Etwa 2% der Produkte sind destillierte Säuren, wie Bernsteinsäure, die man für Medikamente und Lacke verwendet.
Bernsteinschmuck: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Härterer und vermutlich älterer Bernstein gilt in der Regel als hochwertiger.
Der Wert des Rohbernsteins beruht in erster Linie auf seinen Einschlüssen oder auf seiner späteren Verarbeitung zu Schmuck und Kunstobjekten. Deshalb sortiert man Bernstein nach seiner Größe und Schönheit sowie nach dem Vorhandensein und der Art der Einschlüsse.
Seit mindestens 600 Jahren stellt man Bernsteinimitationen mit gefälschten Einschlüssen her. Man verwendete für diese „Imitationen“
- frische Harze,
- synthetische Polystyrole,
- Bakelit,
- Epoxidharze,
- Zelluloid,
- farbiges Glas,
- und diverse Kunststoffe.
Echter Bernstein unterscheidet sich jedoch (wie schon an anderer Stelle beschrieben) von Fälschungen:
Durch seine Härte, Schmelztemperatur, mangelnde Löslichkeit, Fluoreszenz, spezifisches Gewicht, Brechungsindex und Geruch beim Brennen.
Manchmal wird echter Bernstein gebrochen, ein Hohlraum für einen Einschluss in frisches Harz geschnitzt und das Stück wieder verschlossen.
Die andere Seite der Medaille: Abfall
Etwa 90% des weltweit extrahierbaren Bernsteins befindet sich in der russischen Region Kaliningrad an der Ostsee. Dort haben der Bernsteinabbau und die Verarbeitung zu einer weit verbreiteten Umweltzerstörung geführt. Mehr als 100 Millionen Tonnen Abfall wurden im vergangenen Jahrhundert aus dem Bergwerk Palmnicken (Yantarny) in die Ostsee eingeleitet. Dieser unlösliche Abfall verursacht eine hohe Trübung in der Ostsee.
Die Gewässer der schadstoffempfindlichen Ostsee brauchen 25-30 Jahre, um sich zu erneuern. Eine negative Erscheinung bei der Herstellung von Bernsteinschmuck.