ᐅ Die Ostfriesischen Nordseeinseln – wie Perlen auf der Schnur (2)

bei = Baltrum
Nacht = Norderney
im = Juist
Bett = Borkum

Baltrum – die kleinste Nordseeinsel

Von den anderen Inselschwestern in die Mitte genommen, ist Baltrum an Fläche und auch Einwohnern die kleinste der ostfriesischen Nordseeinseln.
Der Fährhafen zur Insel Baltrum ist Neßmersiel. Von hier aus sind übrigens auch geführte Wattwanderungen zur Insel möglich. So ein Fußmarsch dauert 2 – 2,5 Stunden.

Auch Baltrum ist eine autofreie Insel; die Feriengäste werden außerdem gebeten, keine Fahrräder mit auf die Insel zu bringen.
Den öffentlichen Personennahverkehr übernehmen die Kutscher der Insel mit den Kutschtaxis. Ihr Gepäck, und natürlich auch sich, können Sie beispielsweise damit transportieren lassen oder aber sie nehmen die „Wippe“ (Handwagen) oder einen Bollerwagen, die von den Gastgebern zur Verfügung gestellt werden. Es ist schon ganz witzig anzuschauen, dass am Hafen Bollerwagen mit Hausnummern versehen so ganz allein auf das Gepäck der Feriengäste warten.

Bis heute gibt es auf Baltrum keine Straßennamen sondern lediglich Hausnummern. Da alles recht übersichtlich und beschaulich ist, gibt es auch für auswärtige Besucher keine Probleme.

Bereits 1876 wurde Baltrum Seebad und wie auch bei den anderen Nordseeinseln ist der Tourismus heute die Haupteinnahmequelle.
Früher war der Lebensunterhalt der Baltrumer wesentlich schwerer zu bestreiten.
Neben dem Fischfang hatten die Baltrumer in der zweiten Hälfte des 18. Jh. eine weitere lohnende Einnahmequelle entdeckt. Sie züchteten auf großen Austernbänken diese herrliche Delikatesse.
Ein weiteres Produkt des Meeres waren Muschelschalen. Ja, genau, dass was wir bei einem Strandspaziergang auch so gern sammeln. Für uns zur Freude, aber zur damaligen Zeit eine Notwendigkeit, um das tägliche Überleben zu sichern.
Die leeren Schalen der Herzmuschel (Schill genannt), die am Strand gesammelt oder gar per Boot gefischt wurden. Diesen Schill transportierte man aufs Festland, wo in Kalkbrennereien daraus das Baumaterial Kalkmörtel entstand.

Herzmuscheln
Auf Baltrum findet man die zweitälteste erhaltene Kirche auf einer ostfriesischen Insel, die „Alte Inselkirche“. Sie ist nicht sehr groß, sie bietet ca. 50 Personen Platz.

Diese Kirche besitzt keinen Glockentrum im üblichen Sinn, sondern daneben ist ein einfaches Holzgerüst aufgebaut. Darin hängt die Inselglocke, die von einem vor Baltrum gestrandeten holländischen Segelschiff stammt. Das Gerüst samt Glocke findet sich im Wappen der Insel wieder, ist also das Wahrzeichen.

Inselkirche-mit-Inselglocke
Diese „Alte Inselkirche“ dürfte mindestens das fünfte Gotteshaus auf Baltrum sein. Durch Zerstörung durch Strumfluten und Wanderungen der Insel mussten viele Kirchen aufgegeben werden oder wurden zerstört. Bemerkenswert ist, das sich der Standort einer Kirche (um 1800) mittlerweile auf dem Strand der Nachbarinsel Norderney befindet.

 

Nordens neue Insel: Norderney

„Norder neye Oog” – Nordens neue Insel. So nannte man früher diese schöne Insel.
Sie ist die zweitgrößte ostfriesische Insel und gleichzeitig auch das älteste deutsche Nordseebad.
Von dem Fährhafen Norddeich ist Norderney mit der Auto- und Personenfähre erreichbar. Wie Sie sehen, ist auf Norderney Autoverkehr möglich. Sie sollten bei Ihrer Urlaubsplanung jedoch unbedingt beachten, dass Sie Ihr Fahrzeug nicht wie gewohnt benutzen können. Zum Schutz der Erholungssuchenden ist nur ein eingeschränkter Autoverkehr in den Saisonzeiten möglich. Bitte informieren Sie sich diesbezüglich vor Urlaubsantritt ausführlich.

Auf Norderney finden Sie ein breitgefächertes Angebot „alles für den Urlaub“. Ob Unterkunft, Wellness, Sport, Spiel und Erholung — es findet sich für jeden Geschmack etwas.

Lange Spaziergänge durch die Dünen mit ihrer einzigartigen Vegation und am Strand in der frischen Seeluft sind entspannend und reizvoll bei jedem Wetter.
Aber auch an Historie hat die Insel einiges zu bieten.

Da Norderney 1797 das erste Nordseebad wurde, hat sich dadurch eine lange Badetradition entwickelt. Das bade-museum vermittelt einen tollen Überblick über die Badekultur aus drei Jahrhunderten, sowie die Entwicklung zum Seebad in heutiger Zeit.

Auch am Strand findet man neben den Strandkörben, die ja auch eine lange Tradition haben, noch ein weiteres interessantes Highlight aus vergangener Zeit. Die Badekarren! Sie wurden und werden als transportable Umkleidemöglichkeit genutzt. Aber nicht nur das. In solch einem Badekarren am Strand befindet sich ein Standesamt, sodass sich frischverliebte Paare an einem ganz besonderen Ort trauen lassen können.
Standesamt-Norderney

Besuchen Sie auch das Norderneyer Fischerhausmusem des Heimatvereins Norderney. Hier erhalten Sie einen beeindruckenden Überblick über das harte Alltagsleben auf Norderney in früheren Zeiten.
Es gibt sehr viel zu entdecken auf Norderney, ob nun Leuchttürme, die Inselwindmühle oder am Hafen das Museum der „Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“….. auch bei rauhem Wetter wird es es nie langweilig.

Juist – die längste Sandbank der Welt!

Die längste Sandbank der Welt!
Das ist eine liebgewordene Umschreibung zur Form der Insel Juist. Sie ist die längste und schmalste der ostfriesischen Inseln. Sie hat eine Länge von ca. 17 km und in der Breite bringt sie es auf max. ca. 900 m.

Auch die Namensherkunft ist interessant. Vermutlich stammt er von dem Wort güst ab (unfruchtbar, karg), was auch wohl lange Zeit der Fall war.

Der Fährhafen zur autofreien Insel Juist ist vom Bahnhof und Anleger Norddeich Mole. Ein bis zwei Mal am Tag mit einer Fahrzeit von ca. 90 Minuten verkehren die Fähren tideabhängig. Die Fahrt kann auch schon mal je nach Windverhältnissen oder Gezeitenstand etwas länger dauern.
Tagesgäste findet man auf Juist nur an bestimmten Tagen, da der Fähr-Fahrplan sich nach der Tide (den Gezeiten) richten muss.

Wie auf allen anderen ostfriesischen Inseln auch, wird das Leben der Insulaner vom Fremdenverkehr bestimmt. Auch Juist ist ein Nordseeheilbad.

Die Insel Juist kann mit einer naturkundlichen Besonderheit aufwarten. Man findet hier den größten Süßwassersee, das Naturdenkmal Hammersee, auf einer Nordseeinsel!

1651 wurde durch die Petriflut die Insel in zwei Teile gerissen. Diese Sturmflut richtete forderte Tausende von Menschenleben und richtete furchtbare Schäden mit vielen Landverlusten auf den Inseln und an der Küste an.
Im Laufe der Jahrhunderte schüttete man beide Durchbrüche, also zur Küste und zur Seeseite hin, zu. Bei einer schweren Sturmflut 1932 brach der Deich zur Seeseite hin, überflutete das dahinterliegende Land und floss nicht mehr zurück. Der Salzgehalt des Hammersees ging im Laufe der Zeit zurück, sodass es sich momentan um leicht brackiges Süßwasser handelt.

An dieser Stelle soll noch einmal kurz auf die Verkehrssituation auf einer autofreien Insel eingegangen werden. Wie schon beschrieben, sind lediglich Kraftfahrzeuge für die Rettungsdienste zugelassen.

Wie man sich gut vorstellen kann, muss alles, was zum Lebensunterhalt benötigt wird, vom Festland mit der Fähre herangeschafft werden. Mal gerade in den nächsten Baumarkt? Nein, so wie wir vom Festland es kennen, kann es nicht funktionieren.
Ob nun die neueste Tageszeitung, Lebensmittel, Medikamente, Kleidung, Pflanzen oder Baumaterial, alles findet seinen Weg über das Meer und muss weitertransportiert werden.
Ob Kutschtaxis, Frachtbeförderung oder Müllabfuhr, alles wird mit Pferdegespannen erledigt. Was für uns vielleicht recht nostalgisch anmutet, ist tatsächlich harte Arbeit für Mensch und Tier.

Nordseeinseln - Friesentaxi

Bei den Verantwortlichen für die Kutschbetriebe ist viel Organisationstalent und Spontanität unumgänglich.
Da jederzeit witterungsbedingt eine Fähre komplett zur normalen Zeit ausfallen kann oder sich sehr verspätet….. alles muss transport werden, was mit friesischer Gelassenheit auch funktioniert.

Wir als Feriengäste genießen „die gute alte gemütliche Postkutschenzeit“, das soll auch so sein.

Nordseeinsel Borkum – die Größte

Die westlichste und gleichzeitig größte Insel unserer Perlenkette ist Borkum.

Wie bereits erwähnt, ist außer auf Norderney nur auf Borkum das Fahren mit dem privaten PKW möglich. Während der Sommermonate ist jedoch mit starken Einschränkungen zu rechnen; bitte informieren Sie sich vorab ausführlich, um „Überraschungen“ zu vermeiden. Der Fährhafen zu Borkum ist Emden.

Bis sich im 19. Jh. das Badewesen etalblierte, führte Borkum, wie die anderen ostfriesischen Schwesterninseln auch, ein wirtschaftliches Schattendasein. Lediglich der Walfang im 18 Jh. verhalf der Insel Borkum zu einem gewissen Wohlstand.

Auch heute findet man auf der Insel noch Zeugnisse aus dieser Zeit. Der erfolgreichste Walfängerkapitän von Borkum war Roelof Gerritsz Meyer, der um sein Grundstück in der Wilhelm-Bakker-Straße einen Zaun aus Walknochen (Kinnladen) erstellen ließ. Durch die Witterung leiden diese Knochen, deshalb setzt sich der Heimatverein Borkum seit Jahren für den Erhalt ein.

Gerade die Insel Borkum hat eine wildromantische Vergangenheit. Zur Blütezeit der Hanse war sie ein beliebter Fluchtort von Piraten. Der berühmte Seeräuber Klaus Störtebeker soll sogar südlich der Insel einen Schatz vergraben haben.

Haben Sie gewusst, dass Borkum noch Mitte des 19. Jh. aus zwei Teilen bestand? Durch einen Priel (Tüskendör = Zwischendurch) getrennt in Westland und Ostland. Durch Schlick und Sand und auch durch eingebrachte Strohbündel verlandete das Tüskendör und Borkum in seiner heutigen Form entstand.
Im Borkumer Schutzhafen können Sie das ehemalige Feuerschiff „Borkumriff“ besichtigen. Das letzte deutsche Feuerschiff wurde 1988 aus Dienst gestellt.
Seinen Dienst versah das Feuerschiff an einem der Hauptschiffahrtswege ca. 30 km nordwestlich der Insel Borkum. Sozusagen als schwimmender Leuchtturm wies den Schiffen den Weg in die Ems.
Es dient nun heute als Informationseinrichtung für den Nationalpark Niedersächisches Wattenmeer.

Wussten Sie, dass sich auf Borkum der nordwestlichste Landpunkt Deutschlands befindet?
An der Strandpromenade finden Sie einen symbolischen Grenzpfosten mit entsprechenden Informationstafeln.

Hier geht es zum ersten Teil der Ostfriesischen Nordseeinseln

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